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Ventilklemmer und die Folgen in nem 6-Zylinder 8.5l Motor

Verfasst: 21.03.2013, 20:23
von Kellogs
Ein Textron-Lycoming O-540 Helikoptermotor (Robinson R44) wurde vor zwei Tagen wohl luftkrank und hat den Dienst quittiert. Wahrscheinliche Vermutung: Ventilklemmer am Einlassventil, dadurch "leichten" Kontakt (eher ein sanftes Streicheln) des Kolbens mit dem Ventil und Abscherung desselben. Ventilteller unauffindbar, vermutlich atomisiert und übers Auslassventil in die Freiheit entlassen worden.
Pilot hat super reagiert und den Heli (inkl. Passagier) völlig schadlos in den Acker gesetzt. Motor lief danach sogar noch, so dass er den Heli noch vom Acker ein paar Meter versetzen konnte, um die Bergung zu erleichtern. My lovely Mr. Singingclub.

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(man siehts leider schlecht, aber das ist ein 1-Cent Stück...

Verfasst: 22.03.2013, 07:46
von Rattfield
muss fürchterlich gescheppert haben.

Verfasst: 22.03.2013, 09:06
von Doc
Was isn jetzt so schlimm? Die Kolben meiner KLR Motoren sehen alle so aus.

Verfasst: 22.03.2013, 09:10
von jo-sommer
Schwein gehabt.

Wenn sich der Brocken durch den Kolbenboden haut und das Pleuel abreißt steht der Motor und man hat ne echte Übung in Autorotationslandung vor sich.....

Gruß Jo

Verfasst: 22.03.2013, 18:12
von Kellogs
jo-sommer hat geschrieben:Schwein gehabt.

Wenn sich der Brocken durch den Kolbenboden haut und das Pleuel abreißt steht der Motor und man hat ne echte Übung in Autorotationslandung vor sich.....

Gruß Jo
Der Motor hätte auch aussteigen können. Der Pilot hat den Heli scharf autorotiert, sprich, bis zum Boden ohne Leistung zuzuführen. Die absolut richtige Maßnahme. Sowas wird auch bis zum Exzess durchexerziert.

Der Motor hat auf jeden Fall Pause. Geht nach Egelsbach zum zugelassenen Wartungsbetrieb. Muss komplett durchgecheckt werden. Erst wollten die echt, dass ne Feldwartung durchgeführt wird, damit sie den Flug fortsetzen können...^^

Blick in den Zylinder bestärkt die Vermutung. Zündkerze zerschmettert und Auslassventil hat auch Einschläge.

Verfasst: 22.03.2013, 23:33
von KLR600
Wow... ist so ein Helimotor xtra stabil ausgelegt, das er sowas wegsteckt?
Warst du im Heli als das passiert ist?

Verfasst: 23.03.2013, 14:45
von Kellogs
ne, zum Glück nicht. Und ich klopf auf Holz, dass mir das erspart bleibt.
Wobei ein Motorabsteller tatsächlich noch zu den "kleineren" Zwischenfällen gehört, da der Hubschrauber dann zwar nur noch nach unten kann, aber immer noch voll beherrschbar ist und auch nicht viel Platz für ne Notlandung braucht.
Etwas dööfer wirds, wenn z.B. die Heckrotorsteuerung die Biege macht.
In nem Unternehmen in USA, bei dem ich früher war, hats mal das Hauptrotorblatt "geschält". Da ist die Laminierung aufgegangen. Haben das äußere Drittel vom Blatt komplett verloren. Aber die Landung gestanden.

Verfasst: 03.04.2013, 15:08
von trailrider
Sind da Doppelturbinen nicht Vorteilhafter (BO 105)? Mit einer Turbine fliegt das Ding ja immer noch oder? Warum verbaut man überhaupt noch Kolbenmotoren in Helis? Sind die billiger? Robinson baut doch auch so kleine zweisitzige "Schneebesen" für Viehtrieb und Jagd ,da könnte ich mir einen Kolbenmotor noch vorstellen auch in einer Hughes 300.Gab es nicht mal von Hughes ein Modell ohne Heckrotor (Heckdüse,Gebläse)?
Hab keine Ahnung von Helis bin aber stark intressiert an der Technik und wie die "Teufelskerle" damit teilweise umgehen!! :eek: 8)

Hiermit begann mein Intresse!

:wink:

Verfasst: 03.04.2013, 21:06
von Kellogs
Sicher wär ne Doppelturbine vorteilhafter...dummerweise zieht sowas dann soviel Sprit in der Minute durch, wie so ein O-540 in der Stunde (naja, nicht ganz...)
Außerdem sind Turbinen in der Anschaffung schon vehement teurer. Wenn man sich vor Augen hält, dass ein Robinson R44 neu ca. 350.000€ und ein vergleichbares Modell mit (Einzel-)Turbine trotz vergleichbaren Leistungsdaten (Steiggeschwindigkeit, Reisegeschwindigkeit, max. Abflugmasse,...) wie z.B. Eurocopter EC120, Bell 206 das drei- bis vierfache kostet...
Es gibt die alte Kontroverse, ob eine Gasturbine sicherer sei als ein Kolbentriebwerk. Man ist sich da nicht einig. Unfälle mit Hubschraubern (und "normalen" Flugzeugen) gehen zum absolut größten Teil auf menschliches Versagen zurück. Insofern ist das Hauptrisiko immer noch der Mensch, ob jetzt Turbine oder Kolben.
Eine Doppelturbine ist für den Einsatzzweck der R44 und vergleichbarer Helis mit Einzelturbine vollkommen unwirtschaftlich.

Die Robinson R22 und die Hughes 300 sind hauptächlich Ausbildungshubschrauber (und noch ein paar andere Sachen, wo es auf die Nutzlast nicht so ankommt...Fotoflug, Pipelinekontrolle, "Cattle Mustering"...)
Nur die Bundeswehr kann es sich offenbar leisten, auf ner Eurocopter EC 135 (Doppelturbine!) ab initio zu schulen (Steuergelder olé! Die Kohle muss raus!!)

Es gibt den MD900 mit dem sog. NOTAR. Also ein heckrotorloses System das den sog. "Coanda-Effekt" ausnutzt. Stell dir ein Glas Wasser vor, aus dem du langsam den Inhalt ausleerst und das Wasser an der Glaswand entlangläuft. Wird in Deutschland meines Wissens nach ausschließlich von der Polizei geflogen.

Verfasst: 03.04.2013, 22:14
von trailrider
Cool danke für die Expertenmeinung ,an Wirtschaftlichkeit hab ich nun garnicht gedacht da ich so gut wie keine Kolbenmotoren mehr in Helis gesehen habe ja sogar Ford hat mal eine Gasturbine im LKW getestet und die haben ja schon ziemlich Leistung im Verhältnis zum Gewicht.Beim Traktorpulling werden auch zunehmend Isotov Heli Gasturbinen eingesetzt da die Leistung schon extrem ist und mit Kolbenmotoren nicht mehr annähernd zu erreichen zumindest nicht im Vergleich zur Größe und Gewicht und mehr als 5 Minuten laufen die ja eh nicht mehr am Stück.Das luftgekühlte 8 Liter Kolbentriebwerk vom Robin ist ja vom Entwicklungsstand auch nicht mehr das "jüngste" von 1965 oder? :wink: Und so eine Autorotation Landung geht auch nicht immer gut aus.Da hat man mit so einer alten Piper bei Motorausfall wohl etwas günstigere Karten.